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Medienmitteilung Do 29.06.06

Erdkrusten, Erdkrümmungen, Ablagerungen

Böniger, Indermühle, Waldvogel

Das Kunstmuseum Bern zeigt vom 5. Juli bis zum 10. September 2006 zwei Ausstellungen von Schweizer Künstlern. Die Doppelausstellung Elsbeth Böniger Christian Indermühle – wenn die Sehnsucht mit der Oberfläche rückt die Faszination der Plastikerin und Malerin Böniger und des Fotografen Indermühle für Oberflächenstrukturen ins Zentrum. Christian Waldvogel beschäftigt sich dagegen in seinen phantastischen Werken mit utopischen Realitätsentwürfen. Kern seiner Ausstellung Erdkrümmung bildet das kühne Projekt Globus Cassus, welches Waldvogel anlässlich der Architekturbiennale 2004 in Venedig präsentiert hatte.

Elsbeth Böniger Christian Indermühle – wenn die Sehnsucht mit der Oberfläche
Christian Indermühle ist bekannt als Fotograf zerfallender ehemaliger Nobelhotels, noch in Betrieb stehender, aber menschenleerer Hotel-Speisesäle und kurz vor dem Fertigbau oder Abbruch stehender Fabrikgebäude. Er hat sich in den letzten Jahren vermehrt Landschaftsdarstellungen zugewandt, welche kaum Spuren menschlicher Präsenz aufweisen und in zeitloser Monumentalität zu verharren scheinen. Dabei ist man als Betrachter mittendrin in diesen urtümlichen Landschaften. Elsbeth Böniger setzt Industrieprodukte als Bildträger ein und überzieht sie mit Materialien und Farben, die ebenfalls einem industriellen Kontext entstammen. Damit vereinigt sie Malerei und Plastik, Kunst und Alltag.

Was Böniger und Indermühle verbindet, ist die Faszination für Oberflächenstrukturen, für die Kruste, das Resultat von Stratifikationsprozessen, bei Indermühle für gefundene Situationen in der Natur, bei Böniger für experimentell entstandene Artefakte. Die gemeinsame Ausstellung von Böniger und Indermühle kann auch als Fortsetzung einer Ausstellungsreihe verstanden werden, nämlich der berühmten und erfolgreichen Paarausstellungen im Kunstmuseum Bern «Künstlerpaare – Künstlerfreunde», zu denen gehören: Camille Claudel – Auguste Rodin (1985), Lee Krasner – Jackson Pollock (1989), Sonia und Robert Delaunay (1991), Margrit und Walter Linck (1994) sowie Josef und Anni Albers (1998).

Christian Waldvogel – Erdkrümmung
Christian Waldvogel stellte im Jahr 2004 anlässlich der Architekturbiennale in Venedig im Schweizer Pavillon sein Projekt Globus Cassus vor. Es handelt sich um den utopischen Entwurf des Umbaus der Erde in ihre um ein Vielfaches grössere Antipode, den Hohlkörper Globus Cassus: Die Erdsubstanz soll ins Weltall befördert werden, um dort eine gigantische Hohlkugel zu bilden, deren Innenseite von Menschen bevölkert werden kann. Diese durch computergenerierte Fotos, Pläne, Texte und Modelle illustrierte Umstülpung der Erde war mit der Präzision eines Architekten, der Weitsicht eines Utopisten und der Inspiration eines Künstlers dargestellt.

Diese Exponate bilden in einer überarbeiteten Version den Kern der Ausstellung Erdkrümmung, ergänzt durch Arbeiten, die die letzten technischen Errungenschaften und wissenschaftlichen Erkenntnisse integrieren, um virtuelle Welten als faszinierende Spekulationen zu erschaffen.