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Medienmitteilung Di 12.11.08

Das Autobiografische in der Gegenwartskunst

Inszenierung des eigenen Lebens

Die Ausstellung Ego Documents zeigt Gegenwartskunst von Künstlerinnen und Künstler, die ihr eigenes Leben zum Thema ihrer Werke machen. Zu sehen sind autobiografische Videofilme, Fotografien, Druckgrafiken, Zeichnungen, Installationen, Malerei und eine Diaschau. Auffällig sind dabei die verschiedenen Strategien im Umgang mit dem Autobiografischen, die von der Selbstdokumentation bis zur Pflege des eigenen Images reichen. Ego Documents ist die erste Ausstellung von Kathleen Bühler als Kuratorin der Abteilung Gegenwart.

Zu welchem Zweck offenbaren Künstler und Künstlerinnen Privates aus ihrem Leben? Geht es nur darum, die Neugier und Sensationslust des Betrachters zu bedienen? Oder gibt es soziale und vielleicht sogar politische Gründe für die Preisgabe von Intimem? Was geschieht, wenn Künstlerinnen und Künstler Tagebuch schreiben, Familienschnapp-schüsse machen und Ferienfilme drehen? Ist es Kunst oder bleiben es private Erinnerungsstücke? Solchen und ähnlichen Fragen spürt die Ausstellung Ego Documents nach.

Erinnerungen künstlerisch aufbereitet
Rund hundert Werke aus den letzten 40 Jahren belegen, dass das Autobiografische in der Gegenwartskunst verschiedenste Formen annimmt. Die mediale Vielfalt reicht von Videofilmen, Fotografien, Druckgrafiken, Zeichnungen, Installationen, Malerei und einer Diaschau bis zur Performance. Die in der Ausstellung vertretenen Künstlerinnen und Künstler arbeiten dabei mit Techniken der Selbstdokumentation, die aus dem Alltag bekannt sind wie Tagebuch oder Briefe schreiben, Fotoalben anlegen, Ferienfilme drehen oder Erinnerungsstücke sammeln. Zentral für autobiografische Kunstwerke ist der bewusste Umgang der Kunstschaffenden mit Erinnerungen und der Wille, die eigene Lebens-erfahrung in ein künstlerisches Erlebnis für den Betrachter umzuwandeln.

Von der  Selbstdokumentation bis zur narzisstischen Selbstdarstellung
In den gezeigten Ego Documents geht es nicht um blosse Selbstpreisgabe. Künstlerinnen und Künstler präsentieren verschiedenste Vorstellungen vom Ego, von der Identität und der Erfahrung. Sie wenden vielfältige Strategien im Umgang mit dem Autobiografischen an. Einige Kunstschaffende dokumentieren das eigene Leben und fassen es in eine Geschichte, um so den Erfahrungen Sinn abzugewinnen. Teilweise stellen sie ganze Prozesse der Identitätsfindung in ihren Werken dar. Andere forschen nach Spuren der «grossen» Geschichte, z.B. einem Bürgerkrieg, in der eigenen «kleinen» Geschichte. So erscheinen kulturspezifische Momente in vermeintlich privaten Zeugnissen. Wiederum andere Künstlerinnen und Künstler beschäftigen sich in ihren Werken mit der eigenen Vergänglichkeit und damit, was vom Leben übrig bleibt. Die Ausstellung zeigt aber auch, dass autobiografische Werke ebenfalls narzisstische Selbstdarstellungen sein können oder der eigenen Image-Pflege dienen können. 
Die Ausstellung Ego Documents wurde von Kathleen Bühler konzipiert. Sie setzt damit ein erstes Zeichen ihrer kuratorischen Tätigkeit für die Abteilung Gegenwart.

Künstlerliste: Darren Almond, Sadie Benning, Louise Bourgeois, Annatina Graf, Mona Hatoum, Xiaoyuan Hu, On Kawara, Martin Kippenberger, Isabelle Krieg, Elke Krystufek, Laura Lancaster, Nicolas Nixon, Jan Peters, Jack Pierson, Anri Sala, Vittorio Santoro, Carolee Schneemann, Annelies Strba, Ana Strika, Pascale Wiedemann / Daniel Mettler.