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Medienmitteilung

Kunstmuseum Bern @ PROGR: Credit Suisse Förderpreis Videokunst 2012

Berauschende Utopie

Das Kunstmuseum Bern präsentiert vom 5. August bis am 1. September 2012 im Fenster zur Gegenwart im PROGR die Gewinnerarbeit des Credit Suisse Förderpreis Videokunst 2012. Das ausgezeichnete Werk „Body of Glass of Ornaments of Gloss (Luciftian)“ von De La Fuente Oscar De Franco überzeugt durch seine ästhetisch raffinierte Inszenierung, seine berauschende visuelle Sprache und seine utopische Ausrichtung.

De La Fuente Oscar De Franco (*1977) ist Student an der Zürcher Hochschule der Künste und belegt dort zurzeit den Studiengang Master of Fine Arts. Seine Videoarbeit „Body of Glass of Ornaments of Gloss (Luciftian)“ entstand aus der gleichnamigen Performance, die an der Vernissage am 7. April 2010 an der Plattform 10 im EWZ Selnau uraufgeführt worden war und gehört zu einem nicht abgeschlossenen Werkzyklus.

Visionär und meisterhaft
Das ausgezeichnete Werk überzeugte die Jury aufgrund seiner visionären Bildwelt, der formalen Durcharbeitung, der meisterlichen Handhabung der Kamera, der komplexen Szenographie sowie der klaren Montage, welche unterschiedlichste Effekte gekonnt, inhaltlich präzise und ohne Effekthascherei einsetzt. De La Fuente Oscar de Franco inszenierte eine poetisch und zugleich hermetische Performance, in der es um Weltwerdung, Gottgleichheit des Menschen und Vergänglichkeit geht. Darin spielen die Sehnsucht nach Schönheit eine ebenso wichtige Rolle, wie die Verwischung der Geschlechter, die Rolle von Sportstars als heutige Gottheiten sowie das Verhältnis vom Menschen zum Kosmos.

Mystische Zeremonie und die Frage nach Gott
De La Fuente Oscar De Franco nimmt den Betrachter mit seiner Darstellung einer mystischen Zeremonie gefangen. Ein transsexuelles, kahles, sphärisches Wesen – verkörpert durch den Künstler selbst – erlebt unterschiedliche Begegnungen unter den Weiten des Sternenhimmels in einer üppigen Gartenlandschaft. Zuerst dribbelt ein halbnackter Basketballspieler geschmeidig durch den Raum und jongliert den Ball so schnell, dass seine Bewegungsabläufe zu einem Prisma verschmelzen. Dann tritt der weiss gekleidete Schönheitschirurg Dr. med. Benedikt Loser auf und spritzt dem gold gekleideten Transwesen Botox in die Augenbrauen. Am Schluss bleibt die Hauptfigur allein zurück, kniet vor einem Teller mit einem Fisch und führt eine würdevolle Zeremonie durch, bevor es durch ein Loch im Sternenhimmel verschwindet. Im Hintergrund dieser rätselhaften Inszenierung steht die Frage nach Gott – oder besser – nach heutigen Gottheiten: Welche sind es? Sind es die Sportstars, welche von einem Massenpublikum kultisch verehrt werden? Oder sind es die „Halbgötter in Weiss“, welche den Menschen schöpfergleich plastisch verändern und vielleicht sogar ewig jung halten? Man weiss es nicht. Auch die Hauptfigur scheint eine utopische Vision eines zukünftigen Mensch zu sein: geschlechtslos, alterslos, in einen paradiesischen Zusammenhang gerückt. Die üppige Flora und der Sternenhimmel werden raffiniert gespiegelt und verdoppelt, so dass ein organisches Ornament entsteht, das sich ins Unendliche vervielfacht. Sowohl die Figuren wie der Kosmos werden dadurch allegorisch überhöht. Es entsteht eine Meditation zu grundsätzlichen Wesenheiten.

Kontakt Medien (14h-18h): Kathleen Bühler, Kuratorin, T +41 79 278 54 17
Bilder: Marie Louise Suter, , T +41 31 328 09 53