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Medienmitteilung Di 11.03.15

Max Gubler. Ein Lebenswerk, 13.03. - 02.08.2015

Der ganze Gubler

Max Gubler (1898 – 1973) galt bis in die 1960er Jahre als „einziges Genie der Schweizer Malerei“. In den 1950er-Jahren war er der in der Schweiz wohl am meisten ausgestellte und gefeierte Gegenwartskünstler, dem auch Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt grösste Verehrung entgegenbrachten. Und doch liess sich sein Schaffen noch nie als Ganzes beurteilen, denn sein Spätwerk wurde unter Verschluss gehalten - bis vor kurzem. Die Ausstellung «Max Gubler. Ein Lebenswerk» ermöglicht jetzt zum ersten Mal einen umfassenden Blick auf das fulminante malerische Œuvre von Gubler.

Keine andere Schweizer Künstlerpersönlichkeit des 20. Jahrhunderts ist so kontrovers beurteilt worden wie der Maler Max Gubler. Das Urteil über Gublers Oeuvre reicht vom höchsten Superlativ in puncto Qualität und Anspruch in den 1940er- und 1950er-Jahren bis zu dessen totaler Relativierung und Degradierung nach seinem Tod. Zu Lebzeiten wurde Gubler als der Schweizer Van Gogh und der Schweizer Edvard Munch apostrophiert und hat die Schweiz an der Biennale in Venedig vertreten. Von seinem Hauptrezensenten, dem einflussreichen Kunsthistoriker und Autor Gotthard Jedlicka, wurde er zu DEM Schweizer Maler des 20. Jahrhunderts erklärt. Nach seinem Tod fielen die Kritiker jedoch schonungslos über Gubler her, dies in Unkenntnis der Werke Gublers der letzten vier Schaffensjahre. Die Revision dieser Negativwahrnehmung setzte schliesslich Ende der 1990er-Jahre ein mit der Erkenntnis, dass Gublers Werk im Kontext der „Neuen Wilden“ (in der Schweiz etwa Martin Disler, Miriam Cahn oder Sonja Sekula) neue Aktualität erhalten könnte.

Unter Verschluss gehaltenes Spätwerk
Einzigartig für einen zu Lebzeiten hochgefeierten Schweizer Künstler im 20. Jahrhundert ist zudem die Tatsache, dass Gublers Oeuvre bis vor kurzem zweigeteilt war. Es umfasste zum einen das «offizielle» bis zum Spätherbst 1957 entstandene Werk mit 2‘258 Gemälde. 375 weitere Gemälde, die Gubler zwischen 1958 und 1961 während seiner physischen und psychischen Krankheit gemalt hatte, wurden auf Wunsch seiner Erben eingelagert, weil sie diese als nicht ausstellungswürdig taxierten. 1981 vereinbarten die Erben mit dem Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft SIK-ISEA in Zürich, dass das Konvolut für die Dauer von 30 Jahren unter Verschluss zu halten sei. Diese Frist wurde schliesslich bis zum Abschluss der Publikation von Bettina Brand-Claussen und Peter Cornelius Claussen, die das «unbekannte Spätwerk» wissenschaftlich erforschten, bis Oktober 2014 verlängert. Kurz nach der Erscheinung des Buches wurde erstmals eine Auswahl aus dem Spätwerk im Museum zu Allerheiligen in Schaffhausen von Oktober 2014 bis Februar 2015 gezeigt. Die Ausstellung war aber nicht als Retrospektive angelegt.

Die Wirklichkeit ins Bild bekommen
Das Werk Max Gublers wurde lange Zeit sehr an seiner Krankheitsgeschichte gemessen. Was an seinen Werken sonderbar, rätselhaft und aussergewöhnlich war, wurde als Zeichen psychischer Labilität gewertet. Doch Malen im 20. Jahrhunderts ist immer auch eine Auseinandersetzung mit den Krisen dieser Epoche. Deshalb will die Ausstellung mit etwas über 100 Gemälden aus allen Schaffensphasen den Blick wieder auf die künstlerische Entwicklung des Werkes lenken. Es gilt dabei ein fulminantes Œuvre der Moderne neu zu entdecken, das geprägt ist von expressivem Realismus und dem Ringen darum, die Wirklichkeit ins Bild zu bringen. Gubler hat dabei neue Formen des Realismus ausgelotet und stiess schliesslich zur Ungegenständlichkeit vor. Gublers künstlerische Entwicklung wird in sieben Themenräumen veranschaulicht. Die zentrale Treppenhalle ist dabei seiner Frau Maria gewidmet, die er über 260 Mal gemalt hat. Des Weiteren ist die Ausstellung in die Themen neusachliches Frühwerk, Figurenbilder, Landschaften, Selbstporträts, Stillleben und Atelierbilder gegliedert. Augenfällig ist dabei Gublers Arbeiten in Werkserien. Er spielt ein einmal gefundenes Motiv in bis zu zwölf Variationen durch.

Hochkarätiges Legat der Geschwister Kull als Ausgangspunkt 
Ein Ausgangspunkt für den umfassenden Werküberblick ist das Legat der Geschwister Ruth und Hans-Rudolf Kull, das 2010 in die Sammlung des Kunstmuseums Bern gelangte. Sie haben das Werk und die Entwicklung dieses Malers mit grosser Anteilnahme und Begeisterung begleitet und eine Sammlung mit herausragenden Werken zusammengetragen. Ihnen ist deshalb die Ausstellung gewidmet.

Kontakt: Brigit Bucher, , T +41 31 328 09 21
Bilder: Marie Louise Suter, , T +41 31 328 09 53