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Ausstellungen 17.08.2007 – 02.12.2007

Mit Sturm und Drang zu naturalistischen Höchstleistungen

«Verfluchter Kerl!» Karl Stauffer-Bern. Maler, Radierer, Plastiker

Am 2. September 2007 jährt sich zum 150. Mal der Geburtstag von Karl Stauffer-Bern. Er ist vor allem durch die Aufsehen erregenden Spekulationen rund um seine Beziehungsaffäre mit Lydia Welti-Escher, der Tochter des Gotthard-Königs Alfred Escher, ins Bewusstsein der Öffentlichkeit eingegan­gen. Die bis heute nicht restlos aufgeklärten Ereignisse, welche Gegenstand zahlreicher Bücher und Artikel waren und sind, überstrahlen noch immer die Stauffer-Bern gebührende Beachtung als be­deutender Künstler und hervorragender Bildnismaler des 19. Jahrhunderts.

Der jung verstorbene Künstler ist vor allem im Bereich des Porträts eine der bedeutendsten Künstlerpersönlichkeiten seiner Generation. Als Zeichner, Radierer und Maler hat er feinnervige Charakter­analysen geschaffen. Stauffer-Bern, der für seine Porträts stets zahlreiche Sitzungen benötigte und in bereits weit fortge­schrittenem Stadium zuweilen die Leinwand weiss übermalte oder die Farbe kurzer­hand wieder von der Leinwand kratzte, nahm häufig Fotografien zu Hilfe, um Modell und Künstler ermüden­de Sitzungen zu ersetzen. Die in der Ausstellung gezeigten Arbeitsfotografien und Studien zu Porträts demonstrieren, mit welcher Meisterschaft Stauffer-Bern die Persönlichkeit seiner Modelle heraus destillierte.

Der Berner war ein manischer Schaffer, der sich nicht mit Malerei begnügte: Auto­didaktisch schuf er Radierungen von subtiler Meisterschaft. Seine Zeichnungen zeugen von einer stetigen Suche nach dem Wesentlichen. Die fein modellierten Akte können als subtile Porträts von Körpern aufgefasst werden. Darüber hinaus illustrieren Zeichnungen und Fotografien den überaus komplexen Prozess bis zur endgültigen Form der Plastiken.

Etappen beim Versuch, sich aus der - zunehmend als Einengung empfun­denen - Bildnismalerei zu befreien, waren die Landschaftsmalerei und die Radierung. Die techni­schen Schwierigkeiten, mit denen er anfänglich beim Radieren zu kämpfen hatte, überwand er danke seiner Zähigkeit; dafür stehen die ausgestellten Radierungen und – als weitere Glanzpunkte – einige Druckplatten. Die retrospektive Ausstellung ermöglicht einen umfassenden Überblick über das gesamte Werk in allen Schaffensperioden und umfasst Werke, die lange Zeit als verschollen galten oder seit Jahrzehnten nicht mehr gezeigt wurden. Zudem sind erstmals Dokumente verfügbar, die bisher nicht einsehbar waren.