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Kunstherbst 2021

Sie ist der längste rein schweizerische Fluss und in Kunst, Literatur und Musik gleichermassen zahlreich vertreten: die Aare, auch bekannt als der Hauptstadt roter respektive blaugrüner Faden.

Wo immer Sie in Bern hinwollen, die Chance ist gross, dass Sie ihr dabei begegnen. Die Altstadt umfliesst sie einer Umarmung gleich, später, zwischen Tiefenau und Neubrück, wartet sie mit so vielen Kurven auf, dass mitunter sogar hier Aufgewachsene nicht mehr wissen, auf welcher Seite sie sich gerade befinden. Einer, der sie bereits als Kind über alles liebte und an ihren Ufern seine lebenslang anhaltende Neugierde und Faszi- nation für die Landschaft entdeckte, war Paul Klee. Folgen auch Sie der Fährte, lassen Sie sich Kopf und Orientierung verdrehen, nehmen Sie Platz auf Bänken und in Pärken, machen Sie halt in Museen und an Ausstellungsorten, setzen Sie sich ins Aarekino. Auf Um- und Abwegen zu Berns (Kunst-)Preziosen kommen Sie «dere schöne grüene Aare naa» in jedem Fall und ein Fest ist Ihnen hier wie da gewiss.

Der eine Bau verschmilzt mit seiner Umgebung zur Landschaftsskulptur, der andere schmiegt sich an Aarehang und einstige Stadtmauer. Beide sind sie also auf verschiedenste Weise mit Natur und (Bau-)Substanz verbunden. Ein Ineinandergreifen, das hier wie da auch im Innen erlebbar ist: Im Zentrum Paul Klee geht der Blick durch das geschwungene Glas aufs weitläufige Fruchtland, das Besuchenden mit und ohne Museumsticket offensteht und auf dem Spazierweg vielfältige Brücken zwischen Kunst und Natur schlägt, im Kunstmuseum Bern wiederum wandelt es sich hoch über der Aare thronend durch Sammlung und Ausstellungen. Zeit, Blick und Gedanken schweifen zu lassen.

Paul Klee sah in der Natur die Grundlage allen künstlerischen Schaffens. Neben ihrer Schönheit und Vielfalt waren es allen voran die ihr zugrunde liegenden Strukturen und Prozesse, die ihn faszinierten und inspirierten. Ebendiese sichtbar zu machen, trieb ihn zeitlebens an. Ein Prinzip, das er zuweilen auch auf Menschen anwandte, wie Paul Klee. Menschen unter sich zeigt. Die Ausstellung spürt das Gesellschaftspolitische in Klees Werken auf und seine Suche nach dem Wesen des menschlichen Zusammenlebens. Die ausgestellten Werke sind ein kleiner Ausschnitt aus dem Sammlungsbestand, welcher zu Ausstellungs- und Forschungszwecken gleichermassen rege genutzt wird. 
Daneben nimmt sich das Zentrum Paul Klee ebenso passioniert den Kulturbereichen Literatur, Musik, (Kinder-)Kreativität und Kulinarik an. Am 16. November 2021 etwa spielt Geigerin Julia Fischer zusammen mit Pianistin Yulianna Avdeeva ein virtuoses Meisterkonzert, im Creaviva entdecken im Spiel mit Formen, Farben und Klängen Gross und Klein ihren persönlichen Ausdruck, im Café und im Restaurant Schöngrün wiederum sorgt ein neues Team für viel Frische zu Tisch. Zudem zählt das Mehrspartenhaus zu den renommiertesten Schweizer Event- und Kongressorten. Ein bunter Strauss, der im Aussen seine Fortsetzung findet: Eingebettet ins Fruchtland, eröffnen sich auf dem Spazierweg um das Zentrum Paul Klee mannigfaltige Perspektiven auf das Ineinandergreifen von Architektur und Landschaft sowie gleichzeitig lehrreiche Einblicke in die hauseigene Fauna und Flora. 
Um Austausch dreht sich auch max bill global. Maler, Bildhauer, Architekt und Schweizer Design-Ikone zugleich, pflegte Max Bill ein globales Netzwerk, dem unter anderen Sophie Taeuber-Arp, Wassily Kandinsky, Josef Albers, Tomás Maldonado und Maria Vieira angehörten. Ausserkontinentale Verbindungen, die in der vielseitigen Schau – neben Malerei und Plastik sind auch Entwürfe für Plakate, Typografien und Möbel zu sehen – erstmals thematisiert werden.

Eine, die ebenfalls fest mit den lebendigen Kunstszenen von Paris, Basel und Bern verbunden war, ist Meret Oppenheim. Die bedeutendste Schweizer Künstlerin des 20. Jahrhunderts wurde bekannt als Schöpferin der Pelztasse und des Brunnens, der unweit des Kunstmuseum Bern zu bestaunen ist und sich also ganz wunderbar mit einem Besuch von Meret Oppenheim. Mon exposition verknüpfen lässt. Diese erste grosse transatlantische und alle Werkphasen umfassende Retrospektive entsteht in Zusammenarbeit mit dem Museum of Modern Art in New York sowie der Menil Collection in Houston und macht in Europa einzig in Bern halt. Im begleitenden Digitorial kann der breite Exkurs in Oppenheims radikal offenes Kunst- konzept überdies digital erkundet werden auf kunstmuseumbern. ch/digitorial.
Ausgekundschaftet werden darf im Kunstmuseum Bern auch über die Ausstellungen hinaus überaus rege. Von öffentlichen und privaten Führungen mit den jeweiligen Kuratorinnen und Kuratoren über solche mit Geschichtenerzählerin bis hin zu Kunst Rundum, einem interkulturellen Projekt für Frauen, ist alles dabei, was die Freude an Kunst weckt sowie fördert, und das altersunabhängig. Neuerdings nämlich machen an der Hodlerstrasse bereits Kinder ab einem Jahr Erste Schritte im Museum und führen ihre Bezugspersonen an der Hand durch die Ausstellung. 
Jede Menge neue Perspektiven versprechen auch die Angebote für ältere Kinder, die diesen Herbst in die wundersame Tierwelt von August Gaul führen. In August Gaul. Moderne Tiere werden die Plastiken des Wegbereiters der autonomen Tierskulptur erstmals kultur- und wissenschaftshistorisch verortet, einerseits mit Zeugnissen der damaligen Wissenschaft, Politik und Populärkultur, andererseits mit zeitgenössischen Kunstwerken. Eine wohlkuratierte Schau, die geradezu nach eigenen Tierinterpretationen verlangt.