Dienstags bis 21:00 geöffnet

Sonderanlässe 10.02.2013 – 10.02.2013 Eintritt frei

«Charisma, Lust und Libido»

Finissage zur Ausstellung Merets Funken

Die thematische Gruppenausstellung mit fünf in der Schweiz tätigen Künstler/innen war eine Hommage an die grossartige Meret Oppenheim. Den Abschluss der Ausstellung bildet eine performative Annäherung an Oppenheims legendäres Frühlingsfest vom April 1959.

Zwei Künstlerinnen und drei Künstler nahmen damals am Frühlingsfest in Bern teil. Dabei wurde ein ausgefeiltes Menu auf dem nackten Körper einer jungen Frau serviert. Nur unscharfe Fotografien blieben vom Anlass erhalten, was die Phantasie bis heute stets von neuem anregt. In einem Atelierraum dekorierte Oppenheim die junge Frau, rieb ihr Gesicht und ihren Hals mit Bronze-Goldcreme ein und schmückte ihre Haare mit Rosen und Mimosen. Farbige kandierte Früchte bedeckten ihre Schultern, Hummer lagen auf ihren Oberschenkeln. Die Vorspeisen waren Hummer mit Mayonnaise, Beefsteak Tartar und rohe Pilze, die um die Taille gelegt wurden. Die Brüste waren unter einer Schicht von geschlagenem Rahm, geraspelter Schokolade, Himbeer-Crème und kandierten Veilchen verborgen. Gebettet war die junge Frau auf wilden Wald-Anemonen. Getrunken wurde Champagner aus Gläsern, gegessen wurde mit den Fingern direkt ab dem lebendigen Buffet. Die junge Frau gesellte sich nach dem Essen ebenfalls zur Gruppe und ass – geduscht und angezogen –, was für sie auf die Seite gestellt wurde. Das ganze Frühlingsfest blieb im engen Kreis von drei Paaren und war keine Instrumentalisierung der Frau als reizvolles Objekt der Begierde, sondern ein Geniessen und Teilen der Fruchtbarkeit des Frühlings, welcher von der Frau und dem Essen verkörpert wurden.

Christina Berger, Frederik Göke, Lukas Maximilian Misteli, Tom Kramer, Kay Kysela, Marie Popall, Max Roenneberg, Nadja Rui und Cornelia von Grafenstein nähern sich unter Leitung von Frantiček Klossner auf atmosphärische Weise dem historischen Vorbild. Ausgehend von Archivmaterial, Interviews und inspiriert von der aktuellen Ausstellung haben sich die Studierenden der HKB der Person Meret Oppenheim und ihrem Werk angenähert. Künstlerische Individualisierungsprozesse, Genderfragen, gesellschaftliche Freiheiten und Tabus, wie sie in den Texten und im Werk von Oppenheim präsent sind, wurden von den Studierenden am eigenen Ich untersucht und hinterfragt. In individuellen körperlichen Statements und rätselhaften Aktionen, vermittelt die Performance ein sehr atmosphärisches Stimmungsbild aus der Perspektive einer nächsten Künstlergeneration. Traum und Realität begegnen sich in einem freiheitlichen spielerischen Akt und erweitern die Feier der Lebenslust um die Reflexion des eigenen Künstlerseins.