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Medienmitteilung

Zwei 1976 gestohlene Klee-Werke wieder im Kunstmuseum Bern

Gestohlene Klee-Werke zurück

Der in Bezug auf die künstlerische Qualität schmerzvollste Diebstahl aus einer Schweizer Museumssammlung ist nach knapp 30 Jahren aufgeklärt. Die im April 1976 von einer unbekannten Täterschaft aus dem Studiensaal der graphischen Sammlung entwendeten hochbedeutenden Klee-Aquarelle Der Niesen und Mit dem braunen Kamel, beide entstanden im Jahr 1915, kehren demnächst ins Kunstmuseum Bern zurück.

Unaufgeklärter Diebstahl
Die zwei bedeutenden Klee-Aquarelle Der Niesen und Mit dem braunen Kamel waren nicht aus einer Ausstellung gestohlen worden, sondern aus dem Studienraum, wo Werke der graphischen Sammlung auf Voranmeldung eingesehen werden können. Obgleich die Polizei 1976 alle Besucherinnen und Besucher der Graphischen Sammlung im fraglichen Zeitraum befragte, konnte der Diebstahl, für dessen Klärung eine Belohung von Fr. 20'000 ausgesetzt wurde, nicht aufgeklärt werden. Es musste befürchtet werden, dass die Täterschaft die wegen ihrer Bekanntheit unveräusserlichen Werke zerstört haben könnte. Anfang des Jahres 1977 kam die National Versicherung für den Verlust auf. Die Rupf-Stiftung und das Kunstmuseum erhielten je Fr. 400'000.

Bedeutende Werke
Beide Werke entstanden nach der legendären Tunis-Reise, die Klee mit seinen Künstlerfreunden August Macke und Louis Moilliet im Jahr 1914 unternommen hatte. Die Erfahrung der lapidaren Landschaft Nordafrikas hatte die drei Künstler zu einer radikal neuen Auffassung der Abstraktion geführt. Klees neue Kühnheit in der Umformulierung von Natureindrücken zeigt sich wohl am grossartigsten im Werk Der Niesen, das zu seinen berühmtesten Arbeiten überhaupt zählt. Aber auch das zweite Blatt Mit dem braunen Kamel zählt zu Klees qualitativ herausragenden Werken des Jahres 1915. Während Der Niesen der im Kunstmuseum Bern domizilierten Hermann und Margrit Rupf Stiftung gehört, war das Blatt Mit dem braunen Kamel 1963 vom Kunstmuseum Bern angekauft worden.

Rückkehr zur National Versicherung
Jahre später kontaktierte ein deutscher Rechtsanwalt auf Umwegen die National Versicherung. Dieser brachte die Bilder nach Basel, wo die Aquarelle konfisziert wurden. Die National Versicherung zeigt sich bereit, die Bilder gegen Rückerstattung der bezahlten Versicherungssumme den ursprünglichen Eigentümern auszuhändigen. Die beiden  Stiftungsräte haben sich nun zum Rückkauf entschieden. Die Rupf-Stiftung konnte ihr Blatt aus Rückstellungen zurückerwerben. Das Kunstmuseum, das mit dem von der National Versicherung ausbezahlten Betrag andere Werke gekauft hatte, war auf einen Mäzen angewiesen. Dieser konnte von Dr. Peter Bratschi, dem mit der Abwicklung der Rückgabemodalitäten beauftragten Anwalt des Kunstmuseums, ausfindig gemacht werden.

Verdankung
Das Kunstmuseum Bern ist dem anonym bleiben wollenden Mäzen und Peter Bratschi zu grossem Dank verpflichtet. Die Rupf-Stiftung kann ihre Sammlung anlässlich ihres 50-Jahr-Jubliläums nun wieder vollständig zeigen, und das Kunstmuseum Bern ist wieder in der Lage, sein frühes und nachhaltiges Eintreten für den Künstler Paul Klee in ganzer Breite dokumentieren zu können. Dass die Klee-Stadt Bern im Jahr der Eröffnung des Zentrums Paul Klee wieder über ihren ursprünglichen Klee-Besitz verfügen kann, ist ein Glücksfall.