Dienstags bis 21:00 geöffnet!

Medienmitteilung Mi 30.01.08

Adolf Wöfli Universum. Eine Retrospektive/Der Himmel ist blau. Werke aus der Sammlung Morgenthaler, Waldau

Kunst von Aussenseitern mit Weltruhm

Mit Werken von Adolf Wölfli und aus der Sammlung Morgenthaler ist «Outsider Art» in zwei Ausstellungen zu Gast im Kunstmuseum Bern. Von der Gesellschaft  ausgestossen und verdrängt, schufen Patientinnen und Patienten der psychiatrischen Klinik Waldau bei Bern hinter hohen Anstaltsmauern Werke, welche anziehend und irritierend zugleich sind . 

Der Psychiater Walter Morgenthaler förderte während seiner Zeit als Oberarzt in der Waldau von 1913 bis 1920 nicht nur das Schaffen seines damaligen Patienten Adolf Wölfli, sondern er beschäftigte sich auch intensiv mit der Bedeutung von gestalterischen Arbeiten anderer Kranken.

Weltweite Beachtung für ein radikales Werk
Adolf Wölfli (1864-1930) gehört heute zu den vielbeachteten Künstlern des 20. Jahrhunderts, dessen Werk weltweit ausgestellt wird. Diese internationale Karriere eines Waisen, Verdingkindes, Zuchthausinsassen und Patienten einer psychiatrischen Heilanstalt ist aussergewöhnlich. Sie ist das Resultat eines radikalen Werkes.
Wölfli war Zeichner, Schriftsteller und Komponist im Dienste seiner obsessiven Mission: Auf über 25'000 Seiten hat er sein Leben neu erfunden, zuerst in Form einer spektakulären Kindheit, dann als glorreiche Zukunft, von ihm «St. Adolf Riesen-Schöpfung genannt». Wölfli selbst wird zum Heiligen «St. Adolf II.» und zum Mittelpunkt seiner Schöpfung.
Die Retrospektive führt durch Wölflis Universum, welches bis heute nichts an Dramatik, Komik und Schönheit verloren hat. In einer bisher ungesehenen Fülle sind Wölflis Bilder, Texte und Musik zu sehen und zu hören. Insbesondere Wölflis letztes Werk, der «Trauer-Marsch», ist in Form einer Projektion neu zu erleben. Die ausgestellten Werke stammen alle aus der 1975 gegründeten Adolf Wölfli-Stiftung, Kunstmuseum Bern.

Einzigartige Sammlung von «Outsider Art»
Walter Morgenthaler (1882 - 1965) beschäftigte sich wie damals üblich vor allem mit der psychodiagnostischen Interpretation der bildnerischen Werke. Gleichzeitig hinterliess er mit seiner Sammlung im heutigen Psychiatrie-Museum Bern eine auch in künstlerischer Hinsicht einzigartige Sammlung von 5000 Arbeiten. Neben der Prinzhorn-Sammlung aus Heidelberg ist sie eine der weltweit umfassendsten und wichtigsten dieser Art.
Es ist u.a. Morgenthalers Engagement zu verdanken, dass die «Outsider Art», auch Art Brut genannt,  öffentliche Anerkennung und Wertschätzung erhielt. Der Ausstellungstitel «Der Himmel ist blau», ein Zitat aus einem Werk von Constance Schwartzlin-Berberat, ist Sinnbild für die Grenzenlosigkeit der Gedankenwelt.