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Medienmitteilung Di 03.11.10

Yves Netzhammer. Das Reservat der Nachteile 05.11.2010 - 27.02.2011

Zwischen Vision und Albtraum

Nach zahlreichen Ausstellungsteilnahmen von Yves Netzhammer im In- und Ausland präsentiert das Kunstmuseum Bern eine grosse Einzelausstellung des Schweizer Medien- und Installationskünstlers. Gezeigt werden zwei spektakuläre, raumfüllende Installationen mit Videoarbeiten und Objekten, die der Künstler eigens für die Ausstellung konzipiert hat. Yves Netzhammers Werke kreisen um Fragen der Identität und der Beziehung des Menschen zu seiner Umwelt im heutigen Informationszeitalter.

Yves Netzhammer, 1970 in Schaffhausen geboren, lebt in Zürich und wurde mit allen wichtigen Kunstpreisen der Schweiz ausgezeichnet. Im Jahr 2009 erwarb die Stiftung GegenwART für die Sammlung des Kunstmuseums Bern die Installation Die Subjektivierung der Wiederholung. Projekt B (2007). Diese ist seit Mai 2010 für die nächsten fünf Jahre zu sehen und legte den Grundstein für eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem einmaligen Werk von Yves Netzhammer.

Begehbare Gesamtkunstwerke
Neben dieser Installation hat der Künstler für die Ausstellung ein weiteres, raumfüllendes Werk mit dem Titel Das Reservat der Nachteile geschaffen, das den Altbau des Kunstmuseums Bern aus dem 19. Jahrhundert völlig transformiert. Wie Die Subjektivierung der Wiederholung. Projekt B (2007) bietet auch diese begehbare Installation dem Besucher eine ästhetische Erfahrung zwischen Vision und Albtraum. An den Wänden hat Netzhammer ein Alpenpanorama in blau-schwarz gestaltet, das auf dem Kopf steht. 2,5 Meter hohe Vorhänge, die den Raum unterteilen, schliessen und öffnen sich wie von Geisterhand bewegt. So werden immer neue Durchsichten sowie Kompositionen von surreal anmutenden Objekten möglich. Netzhammers Installationen beinhalten am Computer generierte Animationsfilme und werden untermalt von Tonkulissen, welche Bernd Schurer komponiert hat. Zwischen diesen digitalen Welten entfaltet sich der Netzhammer’sche Kosmos als Gesamtkunstwerk aus Bild, Objekt, Ton und Bewegung.

Welt ohne Gewissheit
Yves Netzhammer thematisiert in seinen Werken das Verhältnis des Menschen zur Natur, die Beziehung zwischen unterschiedlichen Kulturen sowie Probleme der Identitätsbildung angesichts des zunehmenden globalisierten Informationsflusses in unserer Lebenswelt. Der Betrachter wird in Netzhammers Werken durch Spiegelungen oder Projektionen im Raum in die imaginäre Welt der Animationsfilme, Computerzeichnungen und skurrilen Objekten miteinbezogen. In Netzhammers Universum haben grundlegende Gesetze – wie die Zweckbestimmung von Gegenständen – ihre Gültigkeit verloren und es gibt keine Gewissheit mehr. Zunehmend stellt sich auch die Frage, inwiefern Selbst-gewissheit etwas Flüchtiges und nur von der Wahrnehmung Abhängiges ist. Die geheimnisvollen, geradezu unheimlichen Objekte, Wandmalereien und Videofilme beschwören eine kaum mehr vertraute Welt herauf. Immer wieder werden die Vorurteile unseres Bilderdenkens in Frage gestellt und drängende Probleme unseres Lebens auf einzigartige Weise neu formuliert.
So sind Netzhammers Installationen auch eine Zivilisationskritik und als vorsichtige Bilanzierung des Zustandes unserer Gesellschaft zu verstehen.