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Medienmitteilung Mi 30.11.11

Passion Bild. Russische Kunst seit 1970- Die Sammlung Arina Kowner

Von der Sowjetunion zu Russland

Das Kunstmuseum Bern gewährt Einblick in eine der bedeutendsten Sammlungen russischer Gegenwartskunst. Die Sammlung von Arina Kowner umfasst über 200 Werke von 48 Künstlerinnen und Künstlern aus den Jahren 1970 bis 2008. Der Schwerpunkt der Sammlung liegt in der Wendezeit (1984–1996) und stellt damit eine kunsthistorische Dokumentation dieser einmaligen Epoche des Aufbruchs dar. Die Ausstellung setzt die Reihe von Ausstellungen russischer Gegenwartskunst in Bern fort.

Die Zürcher Sammlerin Arina Kowner, selber russischer Abstammung, kennt oder kannte viele der Kunstschaffenden, von denen sie Werke besitzt. «Zumeist ist eine persönliche Begegnung mit dem Kauf eines Werkes verbunden», erklärt sie und bezeichnet ihre Sammlung denn auch als «eine Dokumentation von Erinnerungen, die mein Leben prägten».

Dialog über Grenzen hinweg
Leningrad und Moskau waren die beiden Zentren, in denen sich Künstler aus der ganzen Sowjetunion zusammenfanden. In beiden Städten entwickelten sich in Thematik und Bildsprache unterschiedliche Kunstströmungen, die sich in der Sammlung widerspiegeln. Gezeigt werden in der Ausstellung zum einen bekannte russische Nonkonformisten, die den von der Partei geforderten sozialistischen Realismus ablehnten und bis 1989 im Untergrund tätig waren. Darunter sind Kunstschaffende wie Grisha Bruskin, Vladimir Nemukhin, Dmitri Prigov und Edik Steinberg. Zum anderen sind hierzulande noch wenig bekannte Leningrader Künstler mit Werken vertreten. So Sergei Bugaev, genannt «Afrika», oder Timur Novikov, die Zentralfigur der Lenigrader Kunst- und Kulturszene, aber auch der grosse Provokateur Vladislav Mamyshev, der sich «Monroe» nennt, und auch als solche auftritt. Das Interesse der Sammlerin geht aber über russische Gegenwartskunst hinaus. In der Kunst, die sie in den Bann zieht, werden nie nur die Probleme der veränderten Lebensbedingungen in Russland thematisiert, sondern es werden auch grosse Daseinsfragen gestellt. So lag es auf der Hand, dass sich die Sammlerin auch für westliche Kunst interessierte. In der Ausstellung treten deshalb Werke aus Arina Kowners Sammlung von Künstlern wie Alois Lichtsteiner, Robert Mangold, Bruce Nauman, Markus Raetz und Andy Warhol in einen Dialog mit den russischen Positionen.

Bern als Schlüsselort der russischen Avantgarde
Ausstellungen inoffizieller Kunst aus Moskau und Leningrad, die in der Glasnost- und Perestroikaphase im Westen möglich wurden, waren das grosse Kunstthema der 1980er- und frühen 1990er-Jahre. Die erste grosse Ausstellung von Ilya Kabakov im Westen fand 1984 auf Initiative des Schweizer Diplomaten Paul Jolles in der Kunsthalle Bern statt. Bern wurde zu einem Schlüsselort der russischen Avantgarde. 1988 präsentierte das Kunstmuseum Bern die legendär gewordene Schau Ich lebe – Ich sehe. Künstler der achtziger Jahre in Moskau. Die sich anbahnenden Umbrüche liessen sich bereits erahnen. 2005 folgte die Ausstellung Avantgarde im Untergrund – die Sammlung Bar-Gera. Die jetzige Präsentation setzt so die Reihe von Ausstellungen mit russischer Gegenwartskunst fort.

Mit Werken u.a. von: Grisha Bruskin, Sergei Bugaev (genannt «Afrika»), Alois Lichtsteiner, Vladislav Mamyshev, Robert Mangold, Bruce Nauman, Vladimir Nemukhin, Timur Novikov, Dmitri Prigov, Markus Raetz, Edik Steinberg und Andy Warhol.