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Medienmitteilung Di 07.03.12

Sean Scully. Grey Wolf - Retrospektive, 09.03. - 24.06.2012

Kraftvoll und betörend

Das Kunstmuseum Bern zeigt eine umfassende Retrospektive des irisch-amerikanischen Künstlers Sean Scully (*1945), einem der wichtigsten Vertreter der abstrakten Malerei unserer Gegenwart. Scully schafft ein verblüffendes Spektrum an atmosphärischen Werken. Die Ausstellung und der Katalog sind in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler entstanden. Gezeigt werden grossformatige Gemälde, die in der Ausstellung und im Katalog mit Statements des Künstlers ergänzt werden, was eine neue Sicht auf Scullys Schaffen ermöglicht.

Dank der generösen Unterstützung von verschiedenen Privatpersonen konnte das Kunstmuseum Bern 2011 Grey Wolf  (2007) für die Sammlung erwerben, die durch die Schenkung des Künstlers von Blue Wall Window (2007) und Wall of Light Pale Yellow (2010) erweitert wurde. Die Ausstellung ist die erste gross angelegte Retrospektive von Sean Scully in der deutschsprachigen Schweiz. Es ist eine Koproduktion mit dem renommierten Lentos Kunstmuseum Linz (zweite Ausstellungsstation). Die Schau ermöglicht einen Gesamtüberblick mit den wichtigsten Gemälden  aus allen Schaffensphasen des Künstlers und mit Werken, die erstmals überhaupt zu sehen sind.

Konsequenter Werdegang
In Dublin geboren wächst Sean Scully in einem Arbeiterviertel in Süd-London auf. Bereits im Alter von neun Jahren beschliesst er, Maler zu werden. Nach einer Ausbildung als Drucker nimmt er Abendunterricht, um sich die Techniken der Malerei anzueignen. Er lernt die Kunst Mark Rothkos kennen, von der er sehr beeindruckt ist und beschliesst, sich definitiv der abstrakten Malerei zu widmen, auch wenn Konzeptkunst und die Neuen Medien Hochkonjunktur erleben. Nach einem Stipendienaufenthalt in New York hat Scully seine erste Einzelausstellung in einer Galerie, die komplett ausverkauft wird. Seinen internationalen Durchbruch erfährt er in den 1980er–Jahren. Scullys Werke sind heute in rund 100 Museumssammlungen weltweit vertreten.

Erinnerte Eindrücke auf Leinwand gebannt
Scully selbst sagt, er male erinnerte Eindrücke, Stimmungen, Atmosphären. Ein grosser Teil der emotionalen Wirkung von Scullys Gemälden ist auf die Farbwahl zurückzuführen. Oft arbeitet er mit stark kontrastierenden Farben. Er legt Lagen verschiedener Farbtöne – insbesondere Braun-, Schwarz- und Rottöne – mit grobborstigen Pinseln übereinander, wobei die unteren Farbschichten unterschiedlich hervorschimmern. Es scheint, als ob die luziden Farbflächen in Kommunikation zueinander und mit dem Betrachter treten. Konsequent hält Scully dabei an seinem Bildaufbau fest, der aus verschiedenen Kombinationen von vertikalen und horizontalen Farbbahnen oder rechteckigen Farbfeldern besteht. Diese Gitterstruktur benutzt der Künstler, seit er sich Mitte der 1960er-Jahre der abstrakten Malerei verschrieben hat. Die Grundstruktur wird aber auch auf unterschiedlichste Art und Weise gebrochen, sei es mit versetzten Linien oder mit diagonal verlaufenden Streifenmuster. Oder er setzt einzeln bearbeitete Leinwände in grössere ein und fügt solche mit verschiedenen Massen und Tiefen zusammen. Scullys Werke strahlen Selbstbewusstsein und gleichzeitig Anmut aus, die den Betrachter in den Bildraum einladen.

Einzigartige Inszenierung
Die Ausstellung und der Katalog sind in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler entstanden. Für die Ausstellung wurde im Kunstmuseum Bern eigens umgebaut und im Untergeschoss sämtliche Zwischenwände entfernt: die grossformatigen Werke entfalten so ihre mächtige Präsenz. Zu jedem Gemälde wurden dem Künstler angefangene Sätze vorgelegt, die er vervollständigte. Diese Zitate von Sean Scully, die in der Ausstellung angebracht sind, eröffnen eine neue, um die Sicht des Künstlers ergänzte Perspektive auf seine gewaltigen Werke. Sämtliche Zitate sind auch im Katalog, der zur Ausstellung erscheint, in Deutsch und Englisch zu finden.